VB_Weiblich

Für den außenstehenden Beobachter war der 2:0 Halbfinalsieg des USV Halle über den BBSC ein recht unspektakülärer Bestandteil der NOM U16w, fiel er mit 25:13 und 25:10 doch recht deutlich aus.

Aus der Innenperspektive des Hallenser Volleyballherzens stellt sich die Situation freilich etwas anders dar. Man muss nicht viele Worte verlieren, um die Bedeutung dieses fast schon historischen Sieges zu erfassen. Man musste sich einfach die Mädchen und die emotionale Explosion nach dem Matchball anschauen und wusste, dass dies wahrscheinlich das Größte ist, was die Mädchen in ihrer noch jungen Karriere erreicht haben. Eine Mischung aus positiver Fassungslosigkeit und Stolz, aus grenzenloser Freude und Überraschung war in allen Gesichtern zu lesen.

Als Trainer erkennt man in solchen Momenten mit Demut, wie unberechenbar unser Sport sein kann. Niemand, selbst der verwegenste Optimist nicht, konnte mit so einem Erfolg an diesem Tag rechnen. Mit deutlich breiterem Kader und einer gezielteren Vorbereitung auf die U16 musste man sich im letzten Jahr der Konkurrenz aus Berlin und Potsdam z.T. deutlich geschlagen geben. Und in diesem Jahr, mit unserem 7-köpfigen Rumpfkader, hatte sich neben der Berlin-Brandenburgischen-Allianz noch der ambitionierte Nachbar aus Bitterfeld als vermeintlich nicht schlagbarer Gegner herauskristallisiert. Somit wäre eigentlich schon Platz 4 als Erfolg zu werten gewesen.

Doch dann ergreifen einen diese Momente, an die die Beteiligten noch lange zurückdenken werden. Momente, die sich nicht planen lassen und die auch im Nachgang nur schwer zu erklären sind.

Momente, die man geschehen lassen muss und nicht vorüber ziehen lassen darf. Und dieser eine Moment, dieser für uns so besondere war der Tiebreak gegen den SC Potsdam im ersten Vorrundenspiel.

Potsdam hatte das erste Spiel gegen das VT Berlin 1:2 verloren, unterschätzte uns zu Beginn ein wenig, konnte aber den Satzrückstand im zweiten Durchgang wieder egalisieren.

Natürlich drischt man als Trainer in dieser Satzpause vor dem entscheidenen Durchgang die beliebten Phrasen, vom Lockerbleiben, vom Nichts-zu-verlieren-haben und vom Klammern an die Alles-ist-möglich-Mentalität! Allein die Umsetzung fällt dem David im Kampf gegen den Goliath meist so schwer. Nicht so an diesem Tag: Die Mädchen haben den Moment, als den ihren erkannt, haben ihn festgehalten und nicht mehr losgelassen. Auch ein schneller Rückstand hat uns nicht im Glauben an unsere Chance zweifeln lassen. Natürlich hat Potsdam die größere Klasse, mannschaftlich und individuell. Aber im Angesicht eines Gegners, der die Überzeugung ausstrahlt, nicht klein beizugeben und bereit ist um den letzten Blutstropfen zu kämpfen, fangen auch Favoriten an zu zittern. Letztlich führte uns die mentale Stärke zu einem deutlichen 15:10.

Und dieser eine Moment des Tiebreaks, der alles veränderte, stellte unsere Turnierplanung völlig auf den Kopf.

Nach der Auslosung gedanklich auf das Spiel um Platz 5 eingestellt, sollte es nun plötzlich ein Halbfinale gegen ein Team geben, dass nicht als unschlagbar galt.

An solchen Tagen, die einem wohl nie mehr aus dem Gedächtnis gehen, scheinen sämtliche Gegebenheiten für einen zu arbeiten. Als Gruppenzweiter hätte man im Normalfall gegen den vermeintlichen Staffelersten aus Bitterfeld und deren dynamische Angriffswucht im Halbfinale nur wenig auszurichten gehabt. Aber normal war an diesem Tag das Wenigste. Bitterfeld verlor seine Auftaktpartie gegen den BBSC und musste mit dem zweiten Vorrundenrang vorlieb nehmen und schied im Halbfinale gegen das übermachtige Volleyteam Berlin aus.

Für uns stand fest, wie bekommen die unverhoffte Chance unseres Lebens: Gegen den BBSC um ein Ticket zur DM nach Moers zu spielen.

Das Ende ist schnell erzählt: Die Mädchen spielten eines dieser Spiele, wo alles zu gelingen scheint und der vom Potential durchaus gleichwertige Gegner schnell erkennt, dass an diesem Tag nichts zu holen ist. Der Rest war Freude und ungläubiges Staunen. Über das, was da mit einem geschehen ist, und über das, was man selbst im Stande ist, zu leisten. War man doch noch Tags zuvor bei der NOM U20 enttäuscht und blutleer als 5. unter Wert verkauft worden.

Das Finale auf dem Großfeld, war für alle Beteiligten trotz der deutlichen Niederlage gegen das Volleyteam Berlin ein besonderes Erlebnis. Es ist nicht alltäglich, dass eine Hallenser Mannschaft zu dem Zeitpunkt des Turniers, als die zwei Felder der ersten Turnierphase durch das Netz des Großfeldes ersetzt wurde, nicht als Zuschauer auf der Tribüne sitzen. Das Einlaufen der Teams mit namentlicher Vorstellung der Spieler war dabei der Höhepunkt eines Tages, der so viele Geschichten bereithält, dass man damit ganze Abende zubringen könnte.

Die Geschichten handeln von kleinen Außenangreifern und Zuspielern, die sich ohne zu zögern auf der ungewohnten Mitte in den Kampf gegen die körperliche Übermacht der Gegner werfen. Es sind Geschichten, von Blessuren und Verletzungen, die einige nicht davon abgehalten haben, sich für die Mannschaft aufzuopfern und bis an und über die Schmerzgrenze hinauszugehen. Es ist die Geschichte von Spielern, die die Spiele ihres Lebens gemacht haben und sich selbst gezeigt haben, wozu sie in der Lage sind. Aber zu guter letzt läuft alles wieder auf eine einzige Geschichte hinaus, die es Wert ist erzählt zu werden: Es ist die unendlich oft gehörte Geschichte von Spielern, die alle Egoismen hinter sich gelassen haben und verstanden haben, dass es Erfolg nur als Gemeinschaft gibt. Die Geschichte von einer Mannschaft, die bereit war, alles zu geben und dafür im Gegenzug alles gewonnen hat. Für Außenstehende mag dieses Märchen vom sportlichen American Dream abgedroschen klingen. Für den, der an diesem Tag dabei war, und mit dieser außergewöhnlichen Mannschaft die letzten 2 Jahre arbeiten durfte, fühlt es sich anders an.

Quelle: www.usv-volleys.de (Sektion Volleyball)

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